Regelmäßig Geige üben – ohne Stress: Ein liebevoller Leitfaden
Du kennst das sicher: Du nimmst dir fest vor, heute endlich mal wieder Geige zu üben – aber irgendwie gibt es immer tausend andere Dinge zu erledigen, und abends bist du einfach zu erschöpft. Die Geige bleibt also wieder im Kasten – und du fühlst dich schlecht, weil du es schon wieder „nicht geschafft“ hast.
Aber geht auch anders! In diesem Artikel zeige ich dir, wie du regelmäßig Geige üben kannst – ohne Druck und ohne Stress. Ich gebe dir einen liebevollen Leitfaden und einen neuen Blick aufs Üben, der dir helfen wird, mit Freude dranzubleiben.
Was bedeutet „regelmäßig üben“ eigentlich?
Viele glauben, sie müssten jeden Tag mindestens eine Stunde üben, sonst kommen sie nicht voran….aber ich verrate dir etwas: Regelmäßig heißt nicht „täglich und lang“.
Übe lieber fünfmal pro Woche 10 Minuten – als einmal eine Stunde angestrengt und genervt.
Regelmäßig bedeutet: dranbleiben, auch emotional, Geduld haben und einfach immer weitermachen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Kontinuität und darum, eine positive Verbindung zu deinem Instrument aufzubauen.
Kreative Lösungen für wenig Übungszeit
Wenn du wenig Zeit zum Üben hast – und wer hat das nicht in unserem hektischen Alltag? – brauchst du kreative und außergewöhnliche Lösungen. Und die gibt es!
Das Mini-Ritual nach dem Kaffee
Mache das Üben zu einem kleinen Ritual nach dem Kaffee oder Tee: Stimme deine Geige, atme tief durch und spiele einfach ein bisschen. Vielleicht beginnst du mit etwas ganz Leichtem, das dir Spaß macht? Es muss nicht immer das schwierigste Stück sein, an dem du arbeitest.
Mikro-Üben
Probiere auch mal das sogenannte Mikro-Üben aus: Nimm dir nur 5 Minuten zwischendurch, um nur die ersten drei Zeilen oder den ersten Teil deines aktuellen Stücks zu spielen – langsam, Note für Note und ganz bewusst. Diese kurzen, aber fokussierten Übungseinheiten können erstaunlich effektiv sein und summieren sich im Laufe der Woche.
Mental üben – überall möglich
Eine weitere wunderbare Möglichkeit ist das mentale Üben: Gehe eines deiner aktuellen Stücke in Gedanken durch – das kannst du sogar in einer langweiligen Sitzung, im Wartezimmer oder im Auto machen. Dein Gehirn baut dabei tatsächlich die gleichen neuronalen Verbindungen auf, als würdest du physisch üben!
Lasse die Geige ausgepackt und sichtbar
Was auch wirklich hilft: Räume die Geige nicht weg, sondern lasse sie immer in deiner Nähe, am besten ausgepackt. Wenn du sie regelmäßig siehst, denkst du auch eher daran, kurz zu spielen. Natürlich solltest du dabei auf geeignete Bedingungen für dein Insrument achten (nicht zu kalt und zugig, nicht in direktem Sonnenlicht).
Den Morgen nutzen
Ich selbst bin ein Morgenmensch und übe manchmal gleich in der Früh – bevor der Tag richtig losgeht. Nur ein paar Minuten. Das fällt mir leicht, und ich starte mit einem guten Gefühl in den Tag. Vielleicht ist das auch für dich eine Option? Probiere verschiedene Tageszeiten aus und finde heraus, wann das Üben am besten in deinen Rhythmus passt.
Einfache Tricks, um wirklich dranzubleiben
Gewohnheiten verknüpfen
Vielen meiner Schülerinnen und Schüler hilft es, Gewohnheiten zu verknüpfen. Verbinde dein Üben mit etwas, das du ohnehin täglich machst: zum Beispiel „Immer nach dem Mittagessen spiele ich 10 Minuten Geige“. Unser Gehirn liebt solche Verknüpfungen, und bald wird das Üben genauso selbstverständlich wie das Zähneputzen.
Erfolge sichtbar machen
Manche Menschen mögen es, ihre Erfolge schwarz auf weiß zu sehen. Erstelle dir einen Übeplan (ich habe dir unten übrigens einen zum Download verlinkt!), in dem du aufschreiben und abhaken kannst, was du geschafft hast. Das macht deine Fortschritte sichtbar und motiviert dich, weiterzumachen. Feiere auch die kleinen Erfolge!
Auf Gefühle statt Ziele setzen
Wenn du müde bist oder einen anstrengenden Tag hattest, setze auf Gefühle statt auf konkrete Ziele. Frage dich nicht: „Wie viele Takte schaffe ich heute richtig konzentriert und genau zu üben?“ Sondern: „Wie möchte ich mich beim Spielen fühlen?“
Vielleicht möchtest du dich „leicht“, „mit dir selbst verbunden“ oder einfach „freudig“ fühlen – diese Perspektive verändert deinen Blick komplett und nimmt den Druck raus. Plötzlich geht es nicht mehr um Leistung, sondern um dich und dein Wohlbefinden.
Belohnungen einbauen
Mir selbst hilft es, wenn ich mich beim Üben oder spätestens danach belohne. Ich mache mir einen Tee und stelle mir etwas zum Knabbern hin. Manchmal brauche ich es einfach, dass ich es mir beim Üben richtig schön mache. Überlege, welche kleinen Belohnungen für dich funktionieren könnten – vielleicht ein besonderer Tee, ein Stück Schokolade oder einfach ein paar Minuten Entspannung nach dem Üben?
Warum dieser Ansatz funktioniert
Dieser entspannte Ansatz zum Geigenüben funktioniert so gut, weil er mit unserer Psychologie im Einklang steht, statt gegen sie zu arbeiten. Wenn wir uns zu viel Druck machen, aktivieren wir unser Stresssystem – und das ist genau das Gegenteil von dem, was wir für kreatives entspanntes Musizieren brauchen.
Indem du kleine, für dich angenehme und machbare Übungseinheiten in deinen Alltag integrierst und den Fokus auf Freude statt auf Perfektion legst, baust du eine nachhaltige, freundschaftliche Beziehung zu deinem Instrument auf. Du wirst feststellen, dass du nicht nur regelmäßiger übst, sondern auch mit mehr Freude und besseren Ergebnissen.
Dein persönlicher Weg zum regelmäßigen Üben
Jeder Mensch ist anders, und was für mich funktioniert, muss nicht unbedingt für dich passen. Experimentiere mit den verschiedenen Ideen, die ich hier erklärt habe und finde heraus, welche Kombination für dich am besten funktioniert.
Das Wichtigste ist, dass du deinen eigenen Weg findest, der zu deinem Leben, deinen Zielen und deiner Persönlichkeit passt. Sei geduldig mit dir selbst und erlaube dir, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Geige spielen ist eine wunderbare Reise, die ein Leben lang dauert. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen, sondern den Weg zu genießen.
Dein nächster Schritt: Mein Übeplan für dich
Um dir den Einstieg in regelmäßiges, stressfreies Üben zu erleichtern, habe ich einen speziellen Übeplan für dich erstellt. Er hilft dir, deine Übungszeiten zu planen, deine Fortschritte zu verfolgen und dich selbst zu motivieren.
Der Plan ist flexibel gestaltet und passt sich deinem individuellen Rhythmus an. Er enthält auch Platz für Reflexionen und Erfolge, damit du siehst, wie weit du schon gekommen bist.
Probiere es aus und lass mich wissen, wie es dir damit geht! Ich freue mich immer über Feedback und Erfahrungsberichte.
Bis dahin – viel Freude beim entspannten Üben!